Globale Krisen sind Ausnahmezustände, die auch uns Helfer*innen besonders fordern. Prinzipiell sind wir Menschen in helfenden Berufen es gewohnt, mit dem Leid anderer konfrontiert zu werden, spontan in der Lösungsfindung zu sein, die Gefühle der Betroffenen aufzufangen und manchmal auch aushalten zu müssen, nicht (mehr) helfen zu können.
Eine weltweite Krise wie die Corona-Pandemie stellt aber eine besondere Herausforderung für uns dar, weil wir selbst auch Betroffene sind. Auch wir machen uns Sorgen über unsere Angehörigen, die vielleicht zur Risikogruppe zählen, über unser wirtschaftliches Auskommen oder über die Auswirkungen, die diese Krise auf die gesellschaftliche Zukunft hat. Und auch uns belastet in unserer Freizeit die Heimquarantäne, das Auskommen mit der Familie auf engstem Raum oder das Alleinsein als Single.
So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns selbst rasch erschöpft fühlen, wir reizbarer oder sensibler sind und wir unseren Job in dieser Zeit vielleicht belastender als sonst erleben.
Strategien zur Psychohygiene
1. Machen Sie sich Ihre eigene Betroffenheit bewusst
…Ihre Sorgen, Belastungen, aber auch Ihre Hoffnungen. Je bewusster wir unseren Gefühlen Raum geben, desto weniger müssen sie sich durch andere Kanäle wie Erschöpfung, erhöhte Reizbarkeit oder psychosomatische Reaktionen Platz schaffen.
2. Teilen Sie Ihre Verantwortung.
Besprechen Sie – wenn möglich – mit Ihren Klient*innen die Veränderungen, die die Krisensituation mit sich bringt, was Sie leisten können und was derzeit nicht. Sagen Sie Ihren Klient*innen auch, was diese selbst zu dieser außergewöhnlichen Situation beitragen können. Möglicherweise ist dies einfach auch ein bisschen Nachsicht, dass manche Dinge länger dauern oder bestimmte Abläufe, zu denen sie beitragen können.
Sprechen Sie die Vorgehensweisen in heiklen Fällen mit Ihren Vorgesetzten ab und nehmen Sie Intervision/ Supervision in Anspruch.
3. Setzen Sie Grenzen.
Auch wenn Sie gebraucht werden, oder gerade weil Sie gebraucht werden, achten Sie auf Ihre Erholung! Machen Sie Pausen und drehen Sie ihr Diensthandy nach Dienstschluss ab.
Versuchen Sie zuhause auch thematisch abzuschalten, das heißt den Nachrichtenkonsum über das Coronavirus zu reduzieren und sich anderen Dingen zu widmen.
Setzen Sie auch im Freundes-/ Bekanntenkreis Grenzen und achten Sie darauf, nicht rund um die Uhr als Kummernummer zur Verfügung zu stehen.
4. Achten Sie auf Ihre Selbstfürsorge
In einem Satz zusammengefasst: Tun Sie all das, was Sie Ihren Klient*innen in Krisen raten.
Versorgen Sie Ihre körperlichen Bedürfnisse – nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten, genießen Sie abends eine warme Dusche, achten Sie auf ausreichend Schlaf.
Tun Sie in Ihrer Freizeit Dinge, die Ihnen Spaß machen.
Lassen Sie Ihre perfektionistischen Ansprüche im Haushalt eine Zeitlang ruhen und gehen Sie nach dem Motto: Gut ist gut genug.
Lassen Sie sich Aktivitäten von Ihrer Familie abnehmen und geben Sie auch hier ein bisschen Verantwortung ab.
Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen gut tun – soweit es die aktuellen Maßnahmen zulassen. Wenn Sie sich nicht persönlich treffen können, vereinbaren sie einen Online-Kaffeetratsch oder ein Online-Afterwork-Treffen.
Holen Sie sich selbst Unterstützung und teilen Sie Ihre Gedanken/ Sorgen mit Ihren Angehörigen oder Freund*innen. Die freuen sich vielleicht, auch mal für Sie da sein zu dürfen.
In diesem Sinne – take care and stay healthy!