Da sitzen wir jetzt also im Home Office, zwischen Laptop, Handy, Geschirr, Unordnung und vielleicht auch zwischen Familienmitgliedern, die diesen Raum auch – oder auch nicht – als Büro nutzen. Haben wir uns bis vor Kurzem noch gewünscht, manchmal von Zuhause aus arbeiten zu können, sehnen wir uns plötzlich wieder nach unserem Arbeitsweg, unseren Arbeitskolleg*innen und der Trennung zwischen Berufs- und Privatleben. Es hat eben alles zwei Seiten. Aber es heißt auch: „Zwischen schwarz und weiß ist jede Menge bunt.“ Hier ein paar Ideen, wie eine Balance zwischen Home Office und Privatleben gelingt:

1. Schaffen Sie sich einen guten Arbeitsplatz

Richten Sie sich einen Platz ein, an dem Sie gemütlich und konzentriert arbeiten können. Wenn es nicht möglich ist, sich in ein eigenes Zimmer zurück zu ziehen, besprechen Sie mit Ihren Mitbewohner*innen, welche Ecke Sie sich jetzt als Arbeitsort einrichten und dass Sie zu gewissen Zeiten auch Ruhe benötigen (für Familien siehe Herausforderung Heimquarantäne). Auch wenn Sie alleine sind, versuchen Sie sich einen Platz zum Arbeiten zu schaffen und nicht die gesamte Wohnung als Büro zu nutzen.

Dabei geht es nicht nur um die ergonomische Körperhaltung oder die nötige Ruhe, sondern auch um die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben. Im Home Office holen wir uns nicht nur die organisatorische Arbeit nach Hause, sondern auch die damit verbundenen Themen. Mir ist es für meine Abgrenzung zum Beispiel sehr wichtig, zu Hause eine Art „Leo“ zu haben, in dem ich mir die Welt „weichzeichnen“ und die Probleme der Menschen ausblenden kann. Mit der Videotelefonie hole ich mir die Belastungen der Menschen aber quasi nach Hause.

Daher ist es wichtig darauf zu achten, die Arbeit zwischendurch auch wieder wegräumen zu können. Wenn Sie nicht in der glücklichen Lage eines eigenen Arbeitszimmers sind, das Sie nach getaner Arbeit hinter sich schließen können, könnten Sie sich eine eigene Ecke einrichten, die mit der Arbeit verbunden ist und in der Sie Ihre Arbeitsmaterialien nach getaner Arbeit sammeln.  Oder umgekehrt können Sie sich einen Bereich Ihrer Wohnung als „Leo“ definieren, in dem die Arbeit keinen Platz bekommt, z.B. das Schlafzimmer oder das Bett/ das Sofa.

2. Kreieren Sie ein Home Office-Outfit

Das viel zitierte Beibehalten der Morgenroutine und des Anziehens von „Bürokleidung“ ist sinnvoll, um in die unterschiedlichen Rollen zu schlüpfen. Ein Büro-Outfit ist auch Zuhause hilfreich, um in die professionelle Arbeitshaltung zu kommen – und das Ablegen des Bürooutfits ist wiederum wichtig, um nach getaner Arbeit auch wieder in die private Rolle zu schlüpfen. Viele Menschen erzählen mir, nach dem Bürotag zuhause als Erstes Ihre Kleidung zu wechseln – das sollten Sie jetzt auch tun.

Das Home Office-Outfit muss dabei nicht zwangsweise wie das reale Büro-Outfit aussehen, es muss nicht der Anzug oder die Wimperntusche sein – man darf ja auch den Vorteil des Home Office nützen, mal nicht wie aus dem Ei gepellt auszusehen. Hauptsache es unterscheidet sich von Ihrem privaten Outfit.

3. Teilen Sie sich Ihren Arbeitstag ein

Auch ein Home Office-Tag sollte nicht mehr als das übliche  Stundenausmaß haben und Pausen beinhalten. Im Büro kommen Sie zwischendurch wahrscheinlich auch öfter zum Tratschen mit Kolleg*innen und hin und wieder lenken Sie sich wahrscheinlich auch mit Dingen ab, die nicht zu Ihrer Arbeit gehören. Niemand kann acht (oder mehr) Stunden durchgängig aufmerksam und konzentriert sein. Auch Zuhause nicht.

4. Achten Sie auf Pausen

Pausen sind übrigens keine Haushaltstätigkeiten oder andere Verpflichtungen. Pausen sollen zur Zerstreuung und Erholung dienen – in diesem Sinne helfen manchen Menschen vielleicht wirklich Haushaltstätigkeiten. Ich denke aber eher an dieselben Dinge, die im normalen Büroalltag auch als Pausen genutzt werden sollten, z.B. kleine Bewegungspausen (z.B. die 12 Bildschirm-Tibeter), Trink- und Esspausen, kurze Ablenkungen mit Katzenvideos (oder ähnlichen „UnSINNigkeiten“) oder Plaudereien mit Kolleg*innen.

Um einen Überblick über die Arbeitszeit zu behalten, ist es hilfreich, die geleistete Arbeitszeit täglich aufzuschreiben – und zwar die reale Zeit, nicht die fiktive/ hinterlegte Arbeitszeit.

5. Halten Sie Ihr Wochenende ein

An unseren freien Tagen haben wir frei. Da müssen wir nicht erreichbar sein und keine E-Mails beantworten. Wer es doch tut, leistet ehrenamtliche Arbeit. Freie Tage sind dazu da, sich zu erholen – und sind daher auch im Interesse der Arbeitgeber*innen. Auch wenn der Laptop oder das Handy neben uns liegen – an freien Tagen dürfen wir sie einfach liegen lassen.

6. Kontrollieren Sie Ihre Kommunikation

Im Home Office neigen wir noch mehr als im analogen Büroalltag dazu, uns gegenseitige unzählige Informationen per E-Mail oder Nachrichtendienst weiterzuschicken, uns ständig anzurufen und eine Videokonferenz nach der anderen einzuberufen. Die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit stellen aber eine große Belastung dar, ebenso die Überflutung mit Informationen.

Planen Sie daher auch die Kommunikation mit Ihren Kolleg*innen gut. Können Sie die Informationen sammeln und nur einmal pro Tag weitergeben? Welche Informationen sind dringend und welche könnten warten? Welche Kommunikationsmittel eignen sich für Ihre Belange und wie könnten Sie eine Reizüberflutung für sich und Ihre Kolleg*innen vermeiden?

Versuchen Sie in Ihrer Privatzeit, Ihr Handy abzudrehen oder die Arbeitsthemen sein zu lassen und sich nicht auch noch über Soziale Medien und Co. weiter damit zu beschäftigen.

7. Markieren Sie das Arbeitsende mit einem Ritual

Klappen Sie Ihren Laptop zu. Drehen Sie Ihr Diensthandy ab. Legen Sie ihre Unterlagen daneben auf einen Stapel. Schließen Sie das Arbeitszimmer (wenn vorhanden). Strecken Sie sich und atmen Sie tief durch. Schütteln Sie Sich Ihre Arbeitsthemen von Ihrem Körper ab. Ziehen Sie sich Ihre bequeme Freizeitkleidung an… Oder was auch immer Ihnen dabei hilft, sich für heute von der Arbeit zu verabschieden.

In diesem Sinne mache ich jetzt mal Mittagspause 🙂

 


Photo by BRUNO EMMANUELLE on Unsplash

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