…und Strategien zur Bewältigung.
Im ersten Moment klingt es vielleicht romantisch, Zuhause zu bleiben, nicht in die Arbeit gehen zu dürfen und viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Für viele Menschen ist der Gedanke, tagelang mit der Familie in der Wohnung „eingesperrt“ zu sein, aber mit Stress verbunden. Wir sind es nicht mehr gewohnt, den gesamten Alltag miteinander zu verbringen. Unsere Wohnungen sind auch nicht wie ein (Großraum)Büro ausgestattet. Hier ein paar Anregungen, um die Situation bestmöglich zu meistern:
1. Machen Sie eine Familienkonferenz
…und besprechen Sie, wie Sie die nächste Woche oder die nächsten Tage gestalten wollen. Wer hat welches Bedürfnis? Wer muss arbeiten oder lernen? Wie wird sicher gestellt, dass man in Ruhe telefonieren kann? Wann dürfen Kinder damit rechnen, gemeinsam etwas zu spielen? Es ist hilfreich, die Familienkonferenz regelmäßig, z.B. einmal pro Woche, einzuberufen und die Aktualitäten zu besprechen.
2. Legen Sie eine Tagesstruktur fest, an der sich alle orientieren können.
So muss nicht jede Situation aufs Neue diskutiert werden. Elemente davon können ein Morgenritual, gemeinsame Essenszeiten, Arbeits- und Lernzeiten und gemeinsame Beschäftigungszeiten sein.
Planen Sie auch Zeiten ein, in denen Ihnen die anderen Familienmitglieder Ihre Privatsphäre zugestehen und Sie sich – wenn es möglich ist – auch räumlich zurückziehen dürfen, damit Sie ein Buch lesen, ein Bad nehmen können oder was auch immer Ihnen Spaß macht. Umgekehrt sollten sich natürlich auch die anderen Familienmitglieder ein wenig von Ihnen abgrenzen dürfen.
Denken Sie in Ihrer Wochenplanung auch an die Einhaltung des Wochenendes – Sie brauchen weiterhin Lern- und Arbeitspausen.
3. Bleiben Sie in Bewegung.
Stellen Sie sich ein kleines Trainingsprogramm zusammen, das Sie im Wohnzimmer ausüben können, wie Yoga, Sit ups, Liegestütz und so weiter. Dazu finden Sie zahlreiche Anleitungen im Internet oder in Apps. Ziel ist hierbei keine sportliche Höchstleistung, sondern Körper und Kopf zu beschäftigen.
4. Sehen Sie es positiv.
Nein, damit meine ich nicht so zu tun, als könnte uns nichts besseres als der Stillstand der Welt passieren. Oft lassen sich aber auch in unvorhergesehenen Dingen positive Aspekte finden. Vielleicht gibt es etwas, das Sie schon lange tun wollten, ein Spiel ausprobieren, ein Puzzle fertig stellen, einen Roman zu Ende lesen oder auch das Abstellkammerl ausmisten.
Machen Sie sich auch bewusst, was Sie in dieser neuen Situation schon geschafft haben. Sie haben es geschafft, sich innerhalb weniger Tag auf ein Leben Zuhause einzustellen. Dafür haben Sie neue Routinen geschaffen, neue Programme am Computer installiert, vieles neu organisiert. Das ist eine beachtliche Leistung!
5. Seien Sie nachsichtig – mit sich und den anderen.
Diese Situation ist für alle Menschen ungewohnt und mit Sorgen und Belastungen verbunden. Auch wenn Ihre Familienmitglieder vielleicht nicht darüber reden. Prinzipiell ist es schön, wenn ein achtsamer Umgang miteinander gepflegt wird. Aber wenn man den ganzen Tag auf engstem Raum miteinander verbringt und unweigerlich fast alles, was die anderen tun, mitbekommt, sind Konflikte vorprogrammiert.
Seien Sie nachsichtig mit sich selbst und mit den anderen, nehmen Sie z.B. Ihre Haushaltsregeln nicht allzu ernst, versuchen Sie die anderen nicht in jedem Schritt zu beobachten, oder lassen Sie grantige Aussagen auch mal ohne zu diskutieren stehen. Jede*r einzelne muss mit dieser familiären Enge, die die Quarantäne bedeutet, seinen eigenen Umgang finden. Geben Sie sich für die Umstellung Zeit. ♥
Einen interessanten Blickwinkel zum Umgang mit der Krise hat die Psychotherapeutin Ruth Waldeck für uns: Zum Link (Link vom 27.03.2020)