Meine beste Freundin wurde plötzlich von ihrem Partner verlassen. Ein Freund war an einem Autounfall beteiligt. Eine Freundin erfährt von einer Krebserkrankung. Der Bruder eines Freundes ist verstorben. – Eine Freundin/ ein Freund ist in einer Krise und ich möchte sie/ihn in dieser schweren Zeit unterstützen. Aber was sag ich bloß? Wie kann ich meine Anteilnahme ausdrücken? Was hilft in einer Krisensituation?

 

Krise ist nicht gleich Krise

Eine psychische Krise bedeutet, dass man aus dem seelischen Gleichgewicht kommt. Ereignisse oder Lebensumstände können nicht bewältigt werden, die Betroffenen fühlen sich mit der aktuellen Situation überfordert. Die Ressourcen und bewährten Hilfsmittel reichen für die Bewältigung der Situation nicht mehr aus.

Man unterscheidet zwei Arten von Krisen:

*die traumatische Krise: wird ausgelöst durch ein plötzlich auftretendes Ereignis wie z.B. der Verlust eines nahestehenden Menschen, Unfall, Krankheit, Gewalt, Naturkatastrophen usw.

*die Veränderungskrise: kann bei einer größeren Umstellung der Lebensveränderungen auftreten, oft bei kritischen Übergangszeiten wie z.B. die Pubertät, das Verlassen des Elternhauses, Schwangerschaft, Berufswechsel, Pensionierung usw.

In diesem Artikel geht es um traumatische Krisen.

 

Krisen sind Ausnahmezustände

… und unterbrechen ganz plötzlich das Leben. Oft haben Betroffene das Gefühl, dass nichts mehr so ist wie vorher. Die Unkontrollierbarkeit macht Angst. Bewältigungsversuche scheitern, auch die eigenen Reaktionen geraten außer Kontrolle. Die erlebte Hilflosigkeit verändert das Selbstbild. Auf andere angewiesen zu sein verunsichert und beschämt viele Menschen.

 

Wie können Sie nun als Freund*in helfen?

> Anwesenheit

Schon die bloße Anwesenheit kann eine Unterstützung sein, damit sich Ihr*e Freund*in nicht alleine fühlt. Alltägliche Aufgaben fallen Menschen in Krisen oft schwer, daher können Sie anbieten zu kochen, einkaufen zu gehen oder die Kinder zu versorgen. Wenn Ihre Freund*in die Anwesenheit ablehnt, sollten Sie dies respektieren, aber trotzdem in Verbindung bleiben und regelmäßig anrufen.

> Zuhören

Menschen in Krisen brauchen jemanden, der ihnen zuhört. Es ist wichtig, dass sie ihre Gefühle ausdrücken können. Lösungen dagegen sind in dieser Phase noch zu früh. Noch ist es für die Menschen nicht vorstellbar, dass die Situation bewältigbar ist. Daher sind Floskeln wie „andere Mütter haben auch schöne Töchter“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden“ fehl am Platz. Hilfreicher sind Ausdrücke wie

„Ja, es ist schlimm, was (dir) passiert ist.“
„Es ist verständlich, dass du dich jetzt so fühlst.“
„Es ist okay, wenn du weinst, Angst hast….“
„Ich bleibe bei dir.“

> Nehmen Sie Ärger und Abweisung nicht persönlich

Psychische Ausnahmezustände zeigen sich oft auch in unserem Verhalten. Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn ihr Freund/ ihre Freundin einmal ärgerlich oder abweisend reagiert. Es ist normal, dass er/sie sich unverstanden fühlt, wütend ist oder alleine sein möchte. Betonen Sie, dass Sie sie/ihn verstehen wollen und nehmen Sie solche Verhaltensweisen nicht persönlich. Oft ist den Menschen ihr eigenes Verhalten unangenehm, aber sie können in dem Moment nicht anders und sind dankbar so angenommen zu werden, wie sie sind.

> Achten Sie auf Ihre eigene Psychohygiene

Erzählungen von traumatischen Ereignissen können belasten und intensive Gefühle hervorrufen. Auch eigene traumatische Erlebnisse können wieder hochkommen. Wichtig ist, dass Sie Ihre eigenen (emotionalen) Grenzen wahrnehmen und gut für sich selbst sorgen. Zwischendurch ist Ablenkung wichtig. Fühlen Sie sich nicht schuldig, wenn Sie Ihr eigenes Leben weiterführen und Freude darin haben. Wenn möglich, aktivieren Sie weitere Freund*innen als Unterstützung, damit Sie damit nicht alleine sind. Es gibt auch für Angehörige und Freund*innen die Möglichkeit, sich beraten zu lassen.

> Selbstgefährdung

Manchmal erscheint den Menschen nur noch ein Suizid als Ausweg. Wenn Ihr*e Freund*in Suizidgedanken hat, entsprechende Vorbereitungen oder Ankündigungen macht, rufen Sie die Rettung!  Auch wenn er/sie dagegen ist, Sie selbst aber ein mulmiges Gefühl haben, geben Sie Ihre Verantwortung ab und lassen Sie die Suizidgefährdung von einer Fachperson einschätzen.

 

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